Warum Europa wählen?

07.05.2019
Gastbeitrag

Am 26. Mai findet die Wahl zum Europäischen Parlament statt. Warum diese Wahl so wichtig ist, schreibt in einem Gastbeitrag Dr. Christina Kieback. Sie ist Mitglied des Kreistages von Schleswig-Flensburg und Bürgervorsteherin in Glücksburg und war bis 2017 zuletzt stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende in Flensburg.

Warum Europa wählen?

Gerade unsere Lage als Knotenpunkt zwischen Skandinavien und den übrigen EU-Ländern macht ein starkes Europa für Flensburg unverzichtbar: Stellen Sie sich vor, es gäbe wieder eine Zollschranke an unserer Stadtgrenze - mit den erwartbaren negativen Auswirkungen auf Handel, Gewerbe und Tourismus und auf das friedliche Miteinander in unserer Region...

Stellen Sie sich Deutschland als flächenmäßig kleines Land mitten in Europa allein gegen die riesigen autokratisch regierten Länder China und Russland vor: Wie wollen wir unsere persönlichen Freiheitsrechte und die Menschenrechte, unsere freiheitliche Demokratie und die Rechtsstaatlichkeit allein in dieser Welt sichern?

Wie wollen wir unsere Wirtschaftskraft allein behaupten und unsere Sicherheit gewährleisten – in Zeiten, wo sich leider auch die Vereinigten Staaten von Amerika aus internationalen Verpflichtungen zurückziehen? Der europäische Binnenmarkt ist für Deutschland der wichtigste Handelsbereich.

Die großen Herausforderungen unserer Zeit – die Auswirkungen des Klimawandels, das riesige soziale Gefälle zu unseren Nachbar-Kontinenten und die dadurch hervorgerufene Migration, die Bewahrung unserer individuellen Freiheitsrechte – können nicht durch unser Land allein und isoliert bewältigt werden. Klimaschutz vor Ort ist wichtig, aber allein ohne Wirkung. Die notwendige Steuerung der Zuwanderung in unser Land ist ebenso abhängig von unseren europäischen Nachbarn, und der Schutz unserer freiheitlichen Rechte und demokratischen Systeme bedarf der gemeinsamen Stärke der EU.

Die Sicherheit unseres Landes wird durch die europäische Integration gewährleistet. Unsere Armee könnte dies niemals allein leisten. Insbesondere die neue Form von aggressiven, auf unsere Infrastrukturen zielenden Cyber-Attacken können in einer so vernetzten Welt ebenfalls nur gemeinsam erfolgreich abgewehrt werden.

Gerade die Europa-Universität und die Hochschule Flensburg profitieren in großem Umfang von den Förderprogrammen der EU, viele Studierende nutzen das Erasmus-Programm, um Erfahrungen in den anderen EU-Ländern zu machen. Forschung und Entwicklung- jeder für sich? Was wäre das für eine Verschwendung von Ressourcen und Ideen!

Die vielfältigen Förderprogramme der EU kommen natürlich auch in unserer Region zum Tragen: Hier sei nur das “Interreg“-Förderprogramm stellvertretend erwähnt, das so viele unserer regionalen grenzübergreifenden Projekte unterstützt.

Die Mobilität und Rechtssicherheit des europäischen Arbeitsmarktes ermöglicht allen Bürgerinnen und Bürgern der EU, unter menschlichen und durch Standards gesicherten Bedingungen gute Arbeit zu finden – eine Erfahrung, die viele Mitmenschen hier vor Ort täglich machen.

Frieden ist keine Selbstverständlichkeit! Für unsere Großeltern bzw. die in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts geborenen Familienmitglieder war Frankreich noch “der Erzfeind“, eine freundschaftliche und vertragliche Friedenssicherung auf unserem in zwei verheerenden Weltkriegen verwüsteten europäischen Kontinent wurde für unerreichbar gehalten; nur die europäische Integration, gesichert durch das EU-Parlament, die EU-Kommission und den EU-Rat und somit auf verschiedenen Ebenen demokratisch verankert in allen Ländern, hat diesen Frieden so gesichert, dass es für uns heute „keine Frage“ mehr ist: Frieden in Europa? Eine Selbstverständlichkeit, die es zu schützen gilt.